Umspannwerke sind technische Anlagen und werden deshalb meist in schmucklosen Zweckbauten untergebracht. Das war aber nicht immer so.
Als die Elektrifizierung noch als Aufbruch in die Zukunft galt, baute man für Kraftwerke und Schaltanlagen wahre Kathedralen.
Eines dieser Kunstwerke aus Stahl und Beton steht in Wien. In der Nähe des neu gebauten Hauptbahnhofes entstand in den Jahren 1929 bis 1931 ein großes Umspannwerk mit einer Innenraumschaltanlage für Mittelspanung und 110 kV.
Das spannende Gebäude, das ein wenig an ein Schiff erinnert wurde von den Architekten von Eugen Kastner und Fritz Waage erbaut.
Die Anlage ist noch immer in Betrieb, wurde aber immer wieder modernisiert. Heute werden weite Teile des großen Gebäudes als Lagerraum genutzt, da die moderne SF-6-Anlage nur noch wenig Platz benötigt.
Als die Anlage in Betrieb ging, war auch das Innenleben beeindruckend. Zahllose Ölschalter, Transformatoren und eine große Warte gab es dort – zumindest für die Mitarbeiter – zu bestaunen.
Wir hätten uns die heutige Anlage gern für unsere Leser angesehen und einige Fotos mitgebracht. Der Betreiber „Wiener Netze“ wollte uns dort aber nicht hereinlassen. Ein einmaliger Vorgang in der langen Museumsarbeit unserer Gruppe.
Wir vermuten, dass die aktuelle Sicherheitslage, die sich nach dem russischen Überfall auf die Ukraine auch in Mitteleuropa verändert hat, Grund für die Zurückhaltung des Unternehmens ist.
Aber wir wären nicht wir, wenn wir nicht doch noch einige wirklich spannende Fotos aufgetrieben hätten. In der Galerie finden Sie historische Fotos aus den Anfangsjahren sowie einige aktuelle Bilder, die Teile der heutigen modernen Schaltanlage sowie Außenaufnahmen zeigen.
An dieser Stelle bedanken wir uns bei den Kollegen (Mädels und Jungs gleichermaßen) vom Wien Museum, aus deren Sammlung die historischen Fotos stammen.
Die historischen Aufnahmen stammen aus dem Jahre 1935 und wurden von Martin Gerlach jun. (1879—1944) aufgenommen. Die aktuellen Fotos sind aus 2022.
Titelbild: Außenansicht des interessanten Gebäudes