Koepchenwerk gerettet: Schlüsselübergabe an Denkmalstiftung

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Das Koepchenwerk am Hengsteysee, Landmarke par excellence und Denkmal der Energiewirtschaft von nationalem Rang wurde im November 2016 in eine neue Ära überführt. Ludwig Kons, Leiter der Sparte Wasserkraftwerke der RWE Power AG, übergab symbolisch den Schlüssel an Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur.

„Wenn“, so Mehrfeld, „das Koepchenwerk nun – nach fast 90 Jahren – den Eigentümer wechselt, ist das ein historischer Augenblick. Ich bin mir der Verantwortung gegenüber dem großartigen Denkmal, aber auch gegenüber all den Menschen, die sich in den letzten Jahren für die Bewahrung des Koepchenwerks eingesetzt haben, sehr bewusst. Ihr Engagement hat uns bestärkt, diese immense Aufgabe zu schultern. Ermutigt haben uns aber auch die große Kooperationsbereitschaft und Unterstützung von Seiten der RWE Power AG. Das gemeinschaftliche Engagement können wir gar nicht hoch genug bewerten!“

Auch Ludwig Kons weiß die erfolgreichen Verhandlungen mit dem Ergebnis der Zustiftung zu schätzen: „Wir freuen uns, dass wir zur Bewahrung dieses so bedeutenden Bauwerks und damit zugleich auch unserer eigenen Firmenhistorie beitragen können und wünschen der Stiftung für ihre Arbeit hier vor Ort viel Erfolg. Wir sind jetzt nicht mehr alleiniger Eigentümer am Standort und betreten damit Neuland. Doch nach den vielen vertrauensvollen Gesprächen mit der Industriedenkmalstiftung sind wir überzeugt, dass wir alle von dieser partnerschaftlichen Zusammenarbeit profitieren werden. Und angesichts unseres Vorhabens, den Standort weiter zu entwickeln und durch den Bau eines 6 MW-Batteriespeichers im Jahr 2017 zukunftsfähig zu machen, können wir hier gemeinsam einen großen Bogen der Energiegeschichte vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute spannen.“

Auch die Stadt Herdecke und allen voran die Bürgermeisterin, Dr. Katja Strauss-Köster, wird die Industriedenkmalstiftung nach Kräften unterstützen: „Die Entscheidung des Stiftungskuratoriums zeigt, dass die Industriedenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen einen hohen Stellenwert genießt. Für Herdecke bedeutet der Erhalt des Koepchenwerkes eine große Chance. In den vergangenen Monaten haben ganz viele Menschen für die Bewahrung der Landmarke und des Denkmals zugleich gekämpft. All denen gilt mein besonderer Dank. Gleichzeitig habe ich die Hoffnung, dass nun – wo die eigentliche Arbeit erst los geht – genau so viel Elan in die Entwicklung von Nutzungsideen eingebracht wird, damit das Koepchenwerk und seine Geschichte wieder erlebbar werden.“

Die Erschließung des Koepchenwerks für Besucher würde die Region und insbesondere den RuhrtalRadweg touristisch um ein Vielfaches aufwerten. Davon ist Ulrich Heckmann, Leiter der Route der Industriekultur des Regionalverbandes Ruhr (RVR) überzeugt. „Das Koepchenwerk ist eine herausragende Landmarke im Ruhrtal. Als Denkmal von hoher architektur- und industriegeschichtlicher Bedeutung prägt es die industrielle Kulturlandschaft in diesem Teil des Ruhrgebiets in ganz besonderem Maße. Das Koepchenwerk steht für die große Innovationskraft der Region und ist auf der Route der Industriekultur schon jetzt ein wichtiger Standort der Themenroute „Geschichte und Gegenwart der Ruhr“.

Ursula Mehrfeld zufolge wird sich die Industriedenkmalstiftung dem Denkmal nun zunächst operativ nähern. „Wir, das heißt unser gesamtes Team, müssen den Standort erst einmal richtig kennenlernen, um dann die weiteren Schritte zu planen.“ Doch eins steht schon jetzt fest: Wenn es darum geht, den wertvollen Schatz der Erinnerungen, den das Denkmal in sich birgt, zu heben, kann die Stiftung auf die Arbeitsgemeinschaft Koepchenwerk e.V. setzen. Diese sieht sich mit der Übergabe des Denkmals an die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur in ihren jahrelangen Anstrengungen zum Erhalt des Monuments bestätigt und freut sich sehr über den Erfolg der Bewahrung und auf eine lebendige Zukunft für das Denkmal.

Hintergrundinformationen

Das Pumpspeicherkraftwerk „Koepchenwerk“ am Ruhrstausee Hengsteysee bei Herdecke wurde 1927-30 von dem Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk (RWE AG), Essen, nach der Idee des damaligen technischen Vorstandes im RWE, Prof. Dr. Arthur Koepchen, gebaut und nach ihm benannt und ging am 28. Januar 1930 in Betrieb. Es wurde mit Bescheid vom 11.06.1986 gem. § 3 DSchG NRW in die Denkmalliste der Stadt Herdecke eingetragen und nach 64 Jahren Betriebszeit 1994 von RWE nach einem Pumpenschaden stillgelegt.

Beim Koepchenwerk handelt es sich um eines der beiden ersten Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland. Die zweite, zeitgleich errichtete Anlage „Niederwartha“ befindet sich in Dresden, ist heute Eigentum von Vattenfall und steht ebenfalls unter Denkmalschutz. Das Koepchenwerk verblieb bis heute in einem authentischen Bauzustand. Es ist ein hochrangiges, national bedeutsames Denkmal der Energiewirtschaft und ist zugleich ein Monument, das die Kulturlandschaft an der Ruhr und dem Hengsteysee in erheblichem Maße seit fast 90 Jahren prägt.

RWE betreibt seit 1989 unmittelbar neben dem Koepchenwerk ein modernes Pumpspeicherkraftwerk und will auch in Zukunft weiter in den Standort investieren und 2017 einen 6 MW-Batteriespeicher errichten und in Betrieb nehmen.

 

Funktionsweise des Pumpspeicherkraftwerks:

Wenn im Stromnetz mehr Strom zur Verfügung steht als verbraucht wird, treibt dieser überschüssige Strom Pumpen an, die Wasser aus dem Hengsteysee in ein 160 Meter höher gelegenes Speicherbecken (Oberbecken) pumpen. Wenn mehr Strom benötigt wird, als die konventionellen Kraftwerke und erneuerbare Energien hergeben, wird das im Oberbecken gespeicherte Wasser wieder abgelassen, rauscht durch die Druckrohrleitungen am Hang herunter und treibt die Turbinen in der Maschinenhalle an. Der hier gewonnene Strom kann dann kurzfristig ins Netz eingespeist werden. Mit der Erfindung des Pumpspeicherkraftwerks konnte das Hauptproblem der Elektrizitätswirtschaft, nämlich die Bereitstellung elektrischer Spitzenenergie, gelöst werden. Heute sind die Pumpspeicherkraftwerke unverzichtbarer Partner der Energiewende und gleichen die Schwankungen der Sonnen- und Windeinspeisung aus.

 

Bild (v.l.): Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, wurde heute ein symbolischer Schlüssel für das Koepchenwerk durch Ludwig Kons, Leiter der Sparte Wasserkraftwerke der RWE Power AG, überreicht. Foto: Klaus-Peter Schneider

 

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